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Kontrastprogramm
Vier Neolamprologus-Arten aus dem Tanganjikasee
Die Cichlidenarten der Gattung Neolamprologus sind sehr zahlreich, über 50 verschieden Arten sind bis heute bekannt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele von ihnen sich so deutlich unterscheiden, dass zu erwarten ist, dass die Gattung eines Tages noch weiter aufgeteilt wird. Die vier Arten, die wir hier vorstellen wollen, sind sehr unterschiedlich, lang gestreckt, mit einem runden Körperdurchschnitt und plakativen Farben die einen; eher hochrückig und seitlich zusammengedrückt und mit düsteren Farben die anderen.


Düstere Gesellen mit Familiensinn

Nicht alle Fische sind auf den ersten Blick farbenprächtige Schönheiten, viele zeigen erst als erwachsene Tiere ansprechende Farben und Körperzeichnungen. Oft überzeugen aber gerade solche Arten den Aquarianer durch ihr besonders faszinierendes Verhalten oder andere interessante Eigenschaften. Dies gilt sicher auch für Neolamprologus obscurus und N. savoryi aus dem Tanganjikasee, die dort in der Übergangszone zwischen Felsenbereich und Sandflächen leben. Bei N. obscurus sagt der Name schon, dass es sich um eine düstere Erscheinung handelt (obscurus, lat. = dunkel). Richtige betrachtet, werden aber diese #Düstermänner” im Aquarium zu strahlenden Erscheinungen.

Höhlenbewohner mit Kleinfamilie
Neolamprologus obscurus und N. savoryi ähneln sich sowohl in ihrer Erscheinung als auch im Verhalten. Beides sind recht hochrückige Buntbarsche mit großen Augen und großem Maul. Über den hell- bis dunkelbraunen Körper ziehen sich, je nach Stimmung mehr oder weniger sichtbar, dunkle Querbinden. Vor allem in den Flossen, manchmal aber auch auf den Körperseiten, zeigen beide Arten Muster aus kleinen Glanzpunkten. Durch die maximale Größe von 8 bis 9 cm sind diese Buntbarsche auch für kleinere Aquarien gut geeignet.


Nur geringe Geschlechtsunterschiede
Die Weibchen beider Arten bleiben nur geringfügig kleiner, ansonsten sind in der Körperzeichnung und an den Flossen kaum äußere Geschlechtsunterschiede sichtbar. Bei ausgewachsenen Exemplaren zeigen oft die Männchen einen leichten Blauschimmer auf den Körperseiten und etwas kräftigere Farben. Sie sind meist auch die dominierenden, aggressiveren Fische.

Große Ähnlichkeiten
Neolamprologus savory ist im Tanganjikasee keine häufige Art, kommt aber im ganzen See vor. N. obscurus findet sich dagegen nur in der südlichen Hälfte des Sees. Im Gegensatz zu vielen anderen Tanganjikaseecichliden sind von diesen beiden Arten keine Farb- oder Standortvarianten bekannt.
Die äußeren Unterschiede zwischen diesen beiden Arten sind nicht besonders augenfällig, sodass sogar die Gefahr einer Verwechslung besteht. Bei N. savoryi sind aber die dunklen Körperbinden deutlicher ausgeprägt, bei N. obscurus dagegen die attraktiven schillernden Punktzeichnungen auf den Flossen. Der deutlichste Unterschied zwischen den beiden Arten ist aber der dunkle Fleck auf den Kiemendeckeln von N. savoryi, der N. obscurus fehlt.

Anspruchslos in der Ernährung
So wie viele andere kleinere Neolamprologus-Arten aus dem Tanganjikasee ernähren sich auch diese Arten am liebsten von kleinen Krebstieren und Insektenlarven. Diese können ohne weiteres auch als Frostfutter gereicht werden. Aber auch Flockenfutter wird gerne genommen. Besonders empfehlenswert ist aber die häufige Fütterung mit frischgeschlüpften Artemia-Nauplien. Auch die ausgewachsenen Tiere fressen diese kleinen Futtertiere außerordentlich gerne und für heranwachsende Jungfische sind sie die ideale Aufzuchtnahrung. Vor allem aber stellt man damit sicher, dass eventuell vorhandene winzige Jungfische, die man noch nicht außerhalb der Höhle sehen kann, das richtige Erstfutter bekommen.

Nicht bunt, aber barsch
Die meisten Buntbarsche zeigen innerhalb der eigenen Art, aber auch gegenüber anderen Fische ein gehöriges Maß an Aggressivität. Dies trifft auch auf Neolamprologus obscurus und N. savoryi zu. Es empfiehlt sich, mindestens 6 Jungfische zu erwerben und sie gemeinsam aufwachsen zu lassen. Mit Erreichen der Geschlechtsreife werden sich bald Pärchen finden, die dann allerdings eine besonders starke und langanhaltende Paarbindung zeigen. Beginnen solche Pärchen im Gesellschaftsaquarium abzulaichen, dann wird die Bruthöhle energisch gegen andere Fische verteidigt. Man kann allerdings solch ein Pärchen auch in ein separates Zuchtaquarium ab 60 l Inhalt setzen, in dem sie sich dann bald fortpflanzen werden.

Kleine Großfamilien
Für beide Arten muss man ein Aquarium mit zahlreichen Steinaufbauten einrichten. Pflanzen bleiben völlig unbeschädigt, sie entsprechen aber nicht den Verhältnissen im natürlichen Lebensraum der Arten. Die Pärchen leben stark höhlengebunden, vor allem nachdem abgelaicht worden ist. Sie sind aber auch oft vor den Steinaufbauten zu sehen und bieten interessante Beobachtungen. 
Die Zahl der Nachkommen ist vor allem zu Beginn äußerst gering, manchmal umfasst ein Gelege nur 5 bis 7 Eier. Später können es auch durchaus einmal 20 sein, die Zahl der Jungfische bleibt aber im Vergleich zu anderen höhlenbrütenden Buntbarschen extrem klein.
Besonderes Interesse verdient das Familienleben von Neolamprologus obscurus und N. savoryi. Einige Monate nachdem man die ersten Jungen entdeckt hat, wird man beobachten, dass sich Jungfische verschiedener Altersstufen friedlich beieinander im Bereich der elterlichen Höhle aufhalten. Sie werden von den Eltern nicht verjagt, und auch untereinander verhalten sie sich ausgesprochen friedlich. Oft wird beobachtet, dass die Jungfische bei der Pflege und Betreuung der nachfolgenden Gelege die Eltern unterstützen.
Zwischen den Jungfischen gibt es zwar gelegentliche kleine Streitigkeiten, diese machen aber einen mehr spielerischen Eindruck und führen nie zu ernsthaftem Kampf.

Weitläufige Verwandschaft
Neolamprologus obscurus und N. savoryi zeigen große Ähnlichkeiten mit einer Reihe anderer Arten der Gattung Neolamprologus. Hierzu zählen einige sehr bekannte Buntbarsch-Arten wie z.B. Neolamprologus brichardi, die „Prinzessin von Burundi”. Andere Arten, sind ebenfalls ähnlich hochrückig, aber    anders gefärbt, wie z.B. N. pulcher oder N. niger.                                                                           

 Hilfe bei Aggressionen
Jeder Buntbarschfreund fürchtet die Situation, die auch bei diesen beiden Arten schnell auftreten kann, nämlich dass er einen Fisch in der oberen Ecke des Aquariums vorfindet, wohin er von anderen, besonders aggressiven Mitbewohnern immer wieder gejagt wird. Nimmt man solch einen #Prügelknaben” aus dem Aquarium heraus, ist es oft später unmöglich, ihn wieder in die Gemeinschaft der Fische dort zu integrieren. Hilfe bringt in vielen Fällen ein Blumentopf mit Einschlupflöchern, den man mit einem Plastikband so in das Aquarium hängt, dass er in der Ecke hängt, in der sich das gejagte Tier zu verstecken versucht. Findet es hier eine Möglichkeit, sich vor den Blicken der aggressiven Mitbewohner zu verstecken, dann ist die Chance groß, dass dieser Fisch später wieder ein normales Territorium in diesem Aquarium erobern kann.

Zwei auffällige Erscheinungen: Neolamprologus nigriventris und N. cylindricus
Während die meisten Arten der Lamprologusartigen eher dezent gefärbt sind, fallen Neolamprologus nigriventris und N. cylindricus durch ihre kräftigen Farben, bzw. Farbkontraste auf. N. nigriventris besitzt (wie der lateinische Name auch besagt, niger = schwarz, ventris = Bauch) einen schwarzen Bauch, während die obere Hälfte des Körpers hell ist, meist weißlich-beige. N. cylindricus dagegen zeigt auf dunkelbraunem Grund schmale, weißlich schimmernde Querbänder, wie man sie sonst in dieser Form bei der gesamten näheren Verwandtschaft nicht wieder findet. Auf der Rücken-, Schwanz-, und Afterflosse zeigen beide Arten helle Punkte und einen blauen Saum, so dass sie insgesamt sehr attraktiv wirken. N. nigriventris kann aber stimmungsbedingt auch ganz dunkel aussehen.
Beide Arten stammen aus den südlichen Bereichen des Tanganjikasees, die eine Art (N. nigriventris) findet man im Felslitoral an südöstlichen Küsten, die andere in der Übergangszone zwischen Sand- und Felsenzone im Südwesten.

Ein Aquarium für die Höhlenbrüter
Wie für viele andere Tanganjikasee-Buntbarsche auch, sollte das Aquarium für diese beiden interessanten Arten mit einer großen Sandfläche im Vordergrund und Steinaufbauten im Hintergrund eingerichtet sein. Flache Steine auf der Sandfläche sollten die Reviere abgrenzen und werden oft durch ständiges Graben unterhöhlt. In diesen extrem niedrigen Höhlen halten sich Neolamprologus-Arten bevorzugt auf, und schreiten dort auch gern zur Fortpflanzung. Wichtig ist es, viele Verstecke zu schaffen, da diese Cichliden untereinander sehr aggressiv sein können, und unterlegene Tiere Rückzugsmöglichkeiten benötigen. Pflanzen kommen zwar im natürlichen Lebensraum dieser Fische kaum vor, sie werden aber nicht beschädigt und bieten weitere Zufluchtsorte.
Wie für alle Tanganjikasee-Buntbarsche sollte das Aquarienwasser mittelhart (dGH 8-15) sein. Der pH-Wert muss über 7 (besser noch: 7,5) liegen, und das Wasser sollte gut gefiltert und etwa 25-27 °C warm sein.

Gemischte Gesellschaft
Wegen ihrer Aggressivität und der notwendigen Wasserwerte sind Buntbarsche wie Neolamprologus cylindricus und N. nigriventris nicht für ein normales Gesellschaftsaquarium geeignet. In einem großen Aquarium (ab 100 cm) mit anderen Tanganjikasee-Cichliden dagegen sind sie durchaus gesellschaftsfähig und werden nur zur Laichzeit etwas ruppiger. Sie verteidigen dann das Revier um ihren Brutplatz herum energisch gegen andere Fische. Zur Pflege zusammen mit Aufwuchsfressern aus dem Tanganjikasee (z.B. Tropheus-Arten) sind sie aber nur geeignet, wenn man penibel darauf achtet, dass solche Maulbrüter keine Roten Mückenlarven oder andere Fleischkost erhalten dürfen.

Einfache Ernährung
Ansonsten sind Neolamprologus cylindricus und N. nigriventris, wie N. obscurus und N. savoryi auch, einfach zu ernähren. Sie bevorzugen zwar ebenfalls Lebendfutter (Mückenlarven, Wasserflöhe, etc.) deutlich, und nehmen auch kleine Artemia-Nauplien gerne, die eigentlich für ihre Jungbrut gedacht sind. Sie ernähren sich aber genau so gut von Frostfutter, z.B. ausgewachsenen Artemien oder Mysis und fressen auch bereitwillig Flockenfutter oder Futtergranulat. Es empfiehlt sich aber, ihnen regelmäßig kleine Krebstiere wie Wasserflöhe, Cyclops oder Artemia zu geben, da sich dies meist positiv auf die Färbung der Fische auswirkt.

Die Zucht erfordert Erfahrung
Es ist auch bei diesen Arten sinnvoll, eine kleine Gruppe Jungfische der hübsch gezeichneten Neolamprologus zu erwerben, die dann zusammen aufwachsen und aus denen sich dann Pärchen finden können. Bei guter Ernährung dauert dies nur ein paar Monate, dann werden sich junge Neolamprologus cylindricus und N. nigriventris-Pärchen absondern und nach einiger Zeit vielleicht auch ablaichen. Die Aggressivität gegenüber den anderen Tieren der eigenen Art steigt dann deutlich an, das heranwachsende Paar, das sich zum Ablaichen zusammen gefunden hat, besetzt und verteidigt ein Revier. Belässt man das Pärchen in einem Aquarium zusammen mit anderen Tanganjikasee-Cichliden, so wird nach einigen erfolglosen Versuchen auch ein sehr kleiner Teil der Jungfische dort heran wachsen.

Ein Zuchtaquarium
Hat man den Wunsch, eine größere Zahl von Jungfischen aufzuziehen, so sollte man das Pärchen in ein Zuchtaquarium überführen. In einem Becken von 80 bis 100 cm Länge kann das Paar dann ungestört seine intensive Brutpflege ausüben. Es empfiehlt sich diese Becken ähnlich einzurichten, wie oben beschrieben, aber bei der Einrichtung noch mehr Verstecke und Sichtblenden zu schaffen, damit das Weibchen, solange es noch laichunwillig ist, sich den Angriffen des Männchen entziehen kann. Empfehlenswert sind Höhlen, in die das Weibchen gerade eben hinein schlüpfen kann, und bei deren engem Eingang es dem Männchen den Zutritt leicht verwehren kann. Hierfür sind auch Blumentöpfe oder Kokosnussschalen geeignet, in die kleine Öffnungen gebrochen oder gebohrt werden. Regelmäßige kleine Wasserwechsel und gute Fütterung fördern die Laichwilligkeit und über kurz oder lang wird sich ein Zuchterfolg einstellen. Die Zahl der Eier kann bis zu 50 (N. nigriventris) oder 150 (N. cylindricus) betragen. Die Larven schlüpfen nach etwa drei Tagen und schwimmen nach weiteren sechs Tagen frei, d.h. sie erscheinen vor der mütterlichen Höhle. Das Männchen sichert in dieser Zeit die weitere Umgebung des Brutreviers. Die Aufzucht der Jungfische mit Artemia-Nauplien ist dann kein großes Problem.